2008: Freiburgs älteste Minigolfanlage

am Möslepark/Waldsee wird 50


Hier steht eine Deutsche Meisterin mit dem Schläger in der Hand, den gelben Ball in der anderen — und schreitet nach Jahren wieder zur Tat. 1956 war Ingrid Saumer mit vierzehn Jahren bereits Tennismeisterin im Doppel mit Ilse Buding. An diesem sonnigen Nachmittag jedoch hat Ingrid Saumer das Racket gegen einen schlanken Minigolfschläger getauscht und dreht eine Runde über Freiburgs ältesten Minigolfplatz: die Kleingolfanlage am Möslepark. Die wurde vor 50 Jahren von Ingrid Saumers Vater Rudolf Rohde eröffnet — und bis 1999 von ihm und seiner Frau geführt. Seit 1999 hat deren Tochter Ingrid Saumer den Platz übernommen, samt der dahinterliegenden Tennisplätze. "Das alles hier hat mein Vater haargenau so entworfen", erzählt die gelernte Sekretärin Ingrid Saumer. 5000 Quadratmeter üppige Parkanlage mit 18 terrakottafarbenen Bahnen — auch die hat damals der namhafte Tennislehrer Rohde erdacht und damit ein Wiesengrundstück aufgepeppt, das zuvor nurmehr wie ein grüner Schlauch ohne Bäume und Sträucher gewesen sei. Ingrid Saumer ist in dem allmählich heranwachsenden Park großgeworden.

 

Das Lebensprojekt ihrer Eltern, die Eisenrohr-gesäumten Bahnen, satte Sträucher und hohe Bäume — das alles ist ihr ans Herz gewachsen. Allerdings: zum Minigolfen kommt die 66-Jährige eigentlich nie. "Das ist vermutlich das gleiche Phänomen wie beim Pralinenverkaufen", sagt sie lachend, "die isst man auch nicht selber." Aber auch, wenn ihr die tägliche Praxis am Schläger fehlt: ihr Schlag ist dennoch routiniert. Gelassen arbeitet sie sich von Loch zu Loch vor. "Die ersten sind leicht, da kann man sich warmspielen", wiegelt sie ab, als sie an Bahn vier auf Anhieb lässig einlocht, "später wird’s dann schwieriger." Zwischenrein kommt aber immer wieder auch eine leichtere Bahn: "Das ganze soll ja vor allem Spaß machen!" Und Spaß hat Ingrid Saumer auf jeden Fall. Sogar dann, versichert sie, wenn sie nicht spielt. Ihre tagtägliche Arbeit — von April bis Oktober in einer Siebentagewoche — tut sie immer mit Vergnügen, erklärt sie. Und das glaubt man der wunderbar gut gelaunten Dame unbesehen. Wenn sie morgens auf den Platz kommt, fegt sie die Bahnen. Dass sie die auch bei Bedarf selbst streicht, versteht sich von selbst: "So eine Anlage kann man nur betreiben, wenn man möglichst viel selber macht daran."

 

Zum Beispiel den Rasen mähen: Vier Stunden braucht sie, bis der komplett gestutzt ist. Im Sommer ist die Schur spätestens alle zwei Wochen fällig: "Ich versuch’ das hier so schön zu machen, wie’s geht!" Spricht’s und geht an Loch Nummer zehn, "die schwerste Bahn im Parcours" , findet die Fachfrau. Wie an jedem anderen Loch müssen Tempo und Richtung stimmen, damit der Ball in seinem Ziel landet. Bei Loch Nummer zehn ist die Bahn schnurgerade. Ganz einfach, eigentlich. Bloß: das zimtfarbene Betonband, eingefasst von weißem Eisenrohr, biegt sich ganz am Ende tückisch nach oben. Und auch die dreifach Welle "an der Elf" hat’s in sich. Ingrid Saumer meistert auch die und kommt endlich zu ihrem Lieblingsloch, der zwölf. Zwei schwungvoll geneigte Kurven nehmen den Ball fast von selber mit — ein Genuss!

 

Ob Minigolf für alle und immer funktioniert? "Es gibt nur eine kurze kritische Phase zwischen 16 und 20" , hat Ingrid Saumer beobachtet, "ansonsten geht das quer durch alle Altersklassen." Und nachdem bergeweise Eventkultur und Medienangebote lange Zeit dem Minigolf drohten, das Wasser abzugraben, ist das altbewährte Draußenvergnügen wieder im Kommen: "Das ist so ein bisschen ein Retro-Ding." Am Samstag, 30. August ist das zur Feier des Geburtstages sogar besonders günstig zu haben. Dann nämlich gibt’s eine Runde Minigolf mit 50 Prozent Ermäßigung — und Geburtstagskinder können sogar eine Runde umsonst spielen.


 

Text von Julia Littmann, 29.8.2008, Badische Zeitung